Das Landleben vor 50 – 70 Jahren in Konken
Das Leben in Konken war früher ausschließlich von der Landwirtschaft geprägt.
Schon im Frühjahr begann die Gartenarbeit. Damals hatte jede Familie, auch Familien welche keine Landwirtschaft hatten, einen eigenen Garten. Er war lebensnotwendig. Alles Wichtige wurde darin angepflanzt: Kartoffeln, Gemüse und Obst. Da es noch keine Gefriertruhen gab und man auch dergleichen nicht kaufen konnte, wurde vieles für den Winter eingekocht.
Was war im Frühling noch alles zu tun? Holzhacken zum Beispiel, Wiesen putzen, Disteln stechen und vieles mehr.
Im Juni begann dann die Heuernte. Das war eine mühselige Arbeit, denn das Gras wurde damals noch mit der Sense gemäht. Das Gras wurde dann 2 bis 3 mal mit einem Rechen gewendet (gewandt), bis es trocken und dürr war. Mit einem Leiterwagen wurde es zum Bauernhof gebracht und dann auf den Heustall gegabelt. Man brauchte damals beim Heumachen jede Menge Leute, um möglichst effektiv das schöne Wetter auszunutzen. Da die Wiesen und Äcker über die ganze Gemarkung verteilt waren, musste man weite Wege zurücklegen. Als später die Flurbereinigung kam, wurde es einfacher.
Nach der Heuernte begann die Getreideernte. Auch das Getreide wurde früher von Hand gemäht und dann zu Garben gebunden. Zum Trocknen wurden die Garben dann aufgestellt. Zu „Kunkerich“ die „Korekaschde“ (Kornkasten). Erleichterung brachten die Mähmaschinen, später der Selbstbinder und schließlich der Mähdrescher. Bei den Bauern arbeiteten das ganze Jahr über Frauen. Man nannte sie die Tagelöhnerinnen, wahrscheinlich, weil sie früher täglich ihren Lohn bekamen. Ganze Generationen von Frauen arbeiteten immer bei den selben Bauern. Am Jahresende wurde dann abgerechnet, das heißt, sie wurden dann bezahlt. Es gab nicht nur Geld, auch mal ein Schwein zum Schlachten, auch eine gewisse Menge Kartoffeln wurde als Bezahlung verwendet.
Nach der Getreideernte wurden die Wiesen zum zweitenmal gemäht. Das gab dann „das Grummet“. Auch der Klee der nicht ganz grün verfüttert werden konnte, wurde gedürrt, das war dann das „Kleeheu“.
Im Herbst wurden dann die Kartoffeln ausgemacht, was beileibe keine leichte Arbeit war. Man benutzte hierzu einen „Karscht“ (zwei – zinkige Hacke). Die Kartoffeln wurden in Körbe geworfen und später dann in Säcke gefüllt. Das Beladen des Leiterwagens mit den zentnerschweren Kartoffelsäcken ging ganz schön in die Knochen, zumal die Säcke ja auch wieder abgeladen werden mussten. Ganz früher wurden die Kartoffelsäcke in ein ebenerdiges Zimmer gebracht. Dieses Zimmer lag direkt über dem Kartoffelkeller und in der Mitte des Zimmers befand sich ein Loch. Dort wurden dann die Kartoffelsäcke ausgeleert.
Diese Arbeit verrichteten meistens die Knechte. In jedem Bauernhaus arbeitete auch mindestens eine Magd, die immer, auch an Sonn- und Feiertagen, da war.
Auch die Dickrüben wurden im Herbst geerntet. Sie wurden ausgerupft und nebeneinander in eine Reihe gelegt. Danach wurde mit einem Beil das Kraut abgehackt und die „Rummele,“ wie man sie bei uns nannte, wurden auf den Wagen geworfen. Die „Rummeleblätter“ wurden grün verfüttert. Zuhause wurden die Rüben dann einzeln in den „Rummelekeller“ geworfen.
Im Winter wurden die „Rummele“ dann durch den „Rummelekrutzer“ (mechanische Zerkleinerungsmaschine für Rüben) gedreht. Die zerkleinerten Rüben wurden dann mit Spreu gemischt und verfüttert. (Bei Pferden wurde noch zusätzlich Hafer beigemischt). Das übrige Jahr gab es nur Grünfutter, Gras und Klee. Für die Schweine wurde täglich ein Futterkessel voll Kartoffeln gekocht, welche dann in Eimern gedrückt und mit Klee vermischt wurden. Dann kam noch Wasser dazu, und fertig war die „Saufe“ (Schweinefutter).
Die Bauern hatten keinen freien Tag, auch nicht im Winter. Das Vieh musste morgens und abends gefüttert werden und die Kühe wurden zweimal täglich von Hand gemolken. Die Milch wurde dann im „Milchhäuschen“ (Milchsammelstelle) abgeliefert. Die Milchmenge wurde dann auf einer „Milchkarte“ eingetragen. Anhand der Milchkarte konnte das „Milchgeld“ ausgerechnet werden, welches monatlich ausgezahlt wurde. Früher machten die Frauen die Butter selbst, später konnte man sie dann im Milchhaus kaufen. Hausschlachtungen gab es meistens vor Weihnachten. Das Fleisch wurde gesalzen und später in der Rauchkammer geräuchert. Die Wurst wurde teils geräuchert oder in Dosen eingemacht.
Auch Sauerkraut wurde selbst gemacht. Das gehobelte Weiskraut kam in einen „Krautstein“ (Gefäß fürs Kraut) wurde gesalzen und mit einem Leinentuch abgedeckt. Darauf kam ein Holzdeckel, der noch zusätzlich mit einem Stein beschwert wurde. Auf die gleiche Art wurden auch Bohnen eingemacht. Obst kam in Einmachgläser, oder wurde gedörrt.
Die unangenehmste Arbeit war das „Maschinen“ (Dreschmaschine). Dies konnte nur mit gegenseitiger Hilfe gemeistert werden. Die Getreidegarben mussten von der Scheune heruntergeworfen werden, dann wurden sie von zwei Männern auf die Dreschmaschine hochgegabelt, wo sie von zwei Frauen aufgeschnitten- und in das Maschinenwerk geworfen wurden. Mit einem Seil wurde dann das von der Maschine gebündelte Stroh wieder auf den Scheunenboden hochgezogen. Die Getreidekörner liefen gleichzeitig auf der anderen Seite der Dreschmaschine in dort befestigte Säcke. Diese Säcke wurden dann auf den Getreidespeicher getragen. Die Spreu, die von der Maschine ausgesondert wurde, konnte man als Viehfutter verwenden.
Da man immer Feuer im Herd brauchte, gingen die Männer im Winter „Holzmachen“.
Das Zusammengehörigkeitsgefühl war früher viel größer, da man auf einander angewiesen war.
Im Winter, wenn die Feldarbeit getan war, ging man abends „maie“ (man besuchte sich gegenseitig). Aber auch dabei wurde noch gearbeitet. Allerdings nicht so hart wie in den anderen Jahreszeiten. Die Frauen strickten oder flickten (Wäsche oder Kartoffelsäcke), die Männer flochten Weidekörbe oder banden Besen. Auch Schuhsolen wurden ausgebessert. Zu Tun gab es immer etwas.
Die damalige Zeit war trotz schwerer körperlicher Arbeit einfach gemütlicher, nicht so hektisch. Man war ja immer daheim. Es war halt die gute, alte Zeit. Aber ob sie immer so gut war? Ich glaube es nicht.
Dies alles was ich hier geschrieben habe, kenne ich aus meiner Kindheit und Jugend, sowie aus Erzählungen.
Elisabeth Keller